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 GSW Winterwelt onl19
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Kamener Winterwelt 2022 findet statt - aber ohne Eisbahn

Kamen im Advent 19CVvon Alex Grün

Kamen. Beigeordnete und Wirtschaftsförderin Ingelore Peppmeier hatte in der Ratssitzung am Donnerstag eine gute und eine schlechte Nachricht dabei. Die gute: die Winterwelt 2022/2023 findet statt. Die weniger gute: auf die beliebte Natureisbahn wird in diesem Jahr aus Kostengründen verzichtet. Als Ersatz soll ein Kletterwald zum kostenlosen Haupt-Publikumsmagneten der Kamener Winterwelt in der Adventszeit gemacht werden.

Die aktuelle Energiekrise mit all ihren Auswirkungen lässt für die Stadt Kamen keinen anderen Schluss zu: Die Winterwelt findet in diesem Jahr ohne die beliebte Natureisbahn statt. Stattdessen organisiert die Stadt gemeinsam mit Gewerbetreibenden und weiteren Partnern  ein Alternativprogramm - unter anderem mit einem Winter-Kletterwald und Mitspiel-Angeboten auf dem Markt sowie Weihnachtsmarkt-Ambiente mit Kulturprogramm unter der Platane am Wasserspiel in der Fußgängerzone (Ecke Weststraße/Willy-Brandt-Platz).

„Die Entscheidung“, sagt Bürgermeisterin Elke Kappen, „ist uns alles andere als leicht gefallen.“

Schließlich war die Eisbahn in den vergangenen Jahren ein beliebter Treffpunkt für Vereine, Kinder und Jugendliche. Doch angesichts der aktuellen Energiekrise sei jeder gefordert, seinen Beitrag zu leisten, um Versorgungsengpässe zu verhindern. Schließlich sei der Energieverbrauch keineswegs unwesentlich - bei 45 Betriebstagen kämen erfahrungsgemäß 45.000 bis 50.000 Kilowattstunden zusammen. Dies entspreche umgerechnet einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von zehn vierköpfigen Musterfamilien. Zwar kam bei der Winterwelt bislang stets Ökostrom zum Einsatz, doch auch der würde im Ernstfall dringend gebraucht werden. „Ich finde es schwierig, den Betrieb der Natureisbahn vor diesem Hintergrund zu rechtfertigen“, sagt Kappen. Verständnis für diese Entscheidung habe die Stadt sowohl von den langjährigen Sponsoren der Winterwelt als auch aus den Reihen von Politik und Handel erhalten.

„Allen ist der Ernst der Lage bewusst“, so die Bürgermeisterin. Der Verzicht auf die Eisbahn solle jedoch keineswegs die weihnachtliche Stimmung in der Innenstadt trüben. Der Fachbereich von Beigeordneter und Wirtschaftsförderin Ingelore Peppmeier hat die Phase der Entscheidungsfindung genutzt, um Alternativen auszuloten. Dabei gebe es zwei Schwerpunkte: neben einem Winter-Kletterwald auf dem Alten Markt, den weitere Mitspiel-Angebote und Aktionen wieder zu einem beliebten Anlaufpunkt werden lassen sollen, erwägt die Stadt den Aufbau einer Bahn zum Stockschießen. „Das ist wie Eisstockschießen, nur ohne Eis“, erklärt Peppmeier. Darüber hinaus plant die Verwaltung, im Bereich der Platane an der Ecke Weststraße/Willy-Brandt-Platz mit den Stammbeschickern der Winterwelt ein Weihnachtsmarkt-Ambiente mit kulturellen Angeboten und Aktionen. Den Auftakt soll am 25. November der Adventsmarkt auf dem Willy-Brandt-Platz machen - eventuell verknüpft mit einer Modenschau und einem verkaufsoffenen Sonntag an den Folgetagen. „Wir stehen mit allen Partnern der Winterwelt in engem Austausch, um ein attraktives und vielseitiges Programm aufzustellen, das auch die Gastronomie umfasst“, so Peppmeier. Trotz Krise wolle man ein gutes und stimmiges Programm gestalten.

Nicht nur mit dem Verzicht auf die Eisbahn wird der Energiekrise seitens der Stadt Rechnung getragen. Auch bei der Weihnachtsbeleuchtung, die im letzten Jahr von Ende November bis zum 6. Januar in Betrieb war und die laut Verwaltung mit 5.345 Kilowattstunden den Jahresverbrauch einer Musterfamilie aufweise, solle energetisches Einsparpotential ausgeschöpft werden. So solle an der Beleuchtung künftig nicht nur durch verkürzte Einschaltzeiten gespart werden, sondern auch durch die kontinuierliche Umrüstung auf LED-betriebene Leuchtmittel.

Bei den Ratsmitgliedern stieß die Mitteilung auf fraktionsübergreifendes Bedauern, aber auch auf Verständnis. SPD-Fraktionschef Daniel Heidler räumte ein, wie schwer sich seine Fraktion mit der Entscheidung getan hätte, auf den beliebten und zuverlässigen Publikumsmagneten Eisbahn in diesem Jahr zu verzichten. Aber dieser Verzicht ist nur eine von vielen städtischen Maßnahmen, die im Zuge der Energiekrise auf den Weg gebracht wird. Die Verwaltung stellte dem Rat in der Sitzung eine Liste sämtlicher kurz-, mittel- und langfristiger Energieeinsparmaßnahmen vor, die geplant, in der Bearbeitung oder bereits umgesetzt sind - und die ist lang.

Danke Kamen! Abschied von der Eisfläche bei 13 Grad [Archiv 2022]

Winterwelt Eis 01 0122CVMichael Eisel hat seine Premiere als Projektleiter und Eismeister auf der Winterwelt Kamen am Sonntag beendet. Ab Montag wird die Eisbahn abgebaut. Fotos: Christoph Volkmer für WebComArt

von Christoph Volkmer

Die zehnte Auflage der Winterwelt ist Geschichte. Am Sonntagabend sind auf der Eisbahn vorerst die letzten Runden gedreht worden. In den nächsten Tagen werden sowohl die Eisfläche als auch die Bunden und die Almhütte abgebaut.

Für Michael Eisel ist damit seine Premiere in der Sesesestadt beendet. Der Eismeister aus Unterfranken hatte den Auftrag, sich um die Eisfläche der Winterwelt zu kümmern, verhältnismäßig spät erhalten. „Als die ganzen Weihnachtsmärkte in Bayern abgesagt worden sind, habe ich mir schon gedacht, dass es in diesem Jahr woanders hin geht“, so der 33-Jährige. Im Auftrag des Eisbahn-Betreibers Interevent reiste Eisel erstmals nach Kamen.

Der aufgrund der Pandemie verkleinerte Weihnachtsmarkt sei überschaubar, aber gut gemacht, sagte Eisel in einem ersten Fazit am Sonntag. Eine Besucherzahl der Eisbahn konnte Eisel noch nicht nennen: „Dazu fehlen mir auch die Erfahrungen aus den Vorjahren, um einen Vergleich ziehen zu können.“

Die Absage des Eisstockschießens nach einer ausgetragenen Vorrundenpartie sei indes nicht zu ersetzten gewesen. Das Angebot, zu Trainingszwecken eine Bahn auf der Fläche zu mieten, sei als Alternative kaum nachgefragt gewesen, berichtete Eisel. 120 Mannschaften hätten sonst an den GSW-Stadtmeisterschaften teilgenommen. Kurzfristige Absagen gab es zudem von einigen Schulklassen, die sich aufgrund der hohen Zahlen an neuen Infektionen gegen den Besuch der Winterwelt entschieden. „Dennoch sind pro Tag ein bis zwei Klassen da gewesen“, sagte Eisel.

Was dem Eismeister negativ auffiel, war das Umfeld des Winterwelt-Geländes. „Schon am ersten Tag ist versucht worden, das Zelt aufzuschneiden. Dazu sind einige Vorfälle passiert, die ich aus dem Umfeld von andern Eisbahnen bisher nicht kannte“, so Eisel. Mitarbeiter hätten in der Kirchstraße beispielsweise beobachtet, wie dort in den Abendstunden mit Drogen gehandelt werde. „Da ist es dann schon gut, wenn ein Sicherheitsdienst da ist, der auch guckt, wenn wir geschlossen haben“, sagte der Projektleiter.

Seit vergangenen Dienstag musste die Kühlung der Eisbahn unter Volllast laufen. Das ist ab einer Temperatur von zehn Grad nötig. Zum Abschluss am Sonntag fanden sich bei fast schon frühlingshaften 13 Grad am Nachmittag auf der schon recht nassen Eisfläche noch einmal etliche Besucher ein, um ihre letzten Runden zu drehen. „Ein Vorteil der warmen Temperaturen ist, dass das Eis schneller abtaut und wir beim Abbauen nicht so frieren müssen“, merkte Eisel mit einer Prise Humor an.